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Leben retten mit GIS

Laut dem Wetterdienst des US-amerikanischen National Hurricane Centers wird das Festland der Vereinigten Staaten jedes Jahrzehnt im Durchschnitt von 17,7 Hurrikans getroffen. Etwa 5 davon sind in die Kategorie 3 oder höher einzustufen, welche sich durch Windgeschwindigkeiten von 178 km/h oder mehr auszeichnet, wobei selbst Hurrikans der Kategorie 1 mit weit geringeren Windgeschwindigkeiten Schaden und Zerstörung von immensem Ausmaß anrichten können.

Ende Oktober 2012 zog Hurrikan Sandy durch die Karibik. Obgleich er lediglich als Kategorie 1 eingestuft wurde, kostete er 100 Menschen das Leben. Der Sturm bewegte sich anschließend an der Ostküste der Vereinigten Staaten entlang, wo er für Verwüstung sorgte und das öffentliche Transportsystem in New York lahmlegte.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war es beinahe unmöglich, den Verlauf eines Hurrikans vorherzusehen, und die Bewohner betroffener Gebiete konnten von Glück reden, wenn sie einen halben Tag im Voraus gewarnt wurden. Dann hatten sie zumindest etwas Zeit, um die Fenster zu vernageln und sich an einen sicheren Ort zu begeben. Im Jahr 1900 wurde die Stadt Galveston in Texas von einem Hurrikan der Kategorie 4 getroffen, von dessen Herannahen die meisten Einwohner erst kurz vor seinem Eintreffen erfuhren. Mit Windstärken von 216 km/h zerstörte der Sturm 3.600 Häuser und forderte zwischen 6.000 und 12.000 Menschenleben. Er ist bis heute die Naturkatastrophe mit der höchsten Opferzahl in der Geschichte der USA.

Geoinformationssysteme und GIS-Jobs unterstützen Geo-Mapping und Entscheidungsfindung durch den effektiven Einsatz statistischer Analyse und besitzen dadurch weitreichende Anwendungsmöglichkeiten. Eine der interessantesten und wichtigsten Aufgaben ist wohl die Analyse von tropischen Stürmen und Hurrikans. Die GIS, die vom Tropical Prediction Center der USA und anderen ähnlichen Einrichtungen verwendet werden, verfolgen den Verlauf von tropischen Stürmen und Hurrikans mittels sogenannter GOES-Satelliten zur Umweltbeobachtung, Radarsystemen und Aufklärungsflugzeugen. Diese Instrumente ermöglichen die Verfolgung und Vorhersage des Wegs eines Hurrikans mit bis zu einer Woche Vorlaufzeit, bevor er auf Land trifft. Das verschafft mehr Zeit, um die eingeübten Notfallmaßnahmen zu ergreifen und falls nötig sichere Orte aufzusuchen oder heikle Gebiete zu evakuieren, wodurch die Opferzahlen erheblich gesenkt werden können.

Die räumlich-zeitliche GIS-Analyse erstellt mithilfe der von den Instrumenten aufgezeichneten Daten dreidimensionale Modelle zur Vorhersage von Hurrikanbewegungen. Je mehr erfasste Daten zur Verfügung stehen, desto präziser sind die Modelle. Auch der Weg von Hurrikan Sandy entlang der US-amerikanischen Ostküste wurde mithilfe von GIS mehrere Tage im Voraus und mit angemessener Genauigkeit vorhergesagt. Wäre diese Technologie im Jahr 1900  verfügbar gewesen, hätten in Galveston Tausende von Einwohnern gerettet werden können.

Auf Webseiten wie AccuWeather.com können GIS-Informationen über tropische Stürme und Hurrikans auf der ganzen Welt sowie deren voraussichtlicher Verlauf abgerufen werden. Diese Plattformen halten sowohl Regierungen als auch die Bevölkerung über potenzielle Bedrohungen auf dem Laufenden, ganz besonders während der atlantischen Hurrikansaison von Juni bis November.