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Trümmerliteratur – Merkmale der frühen Nachkriegsliteratur

Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen weite Teile Deutschlands in Schutt und Asche. Immer wieder aufheulende Bombenangriffe und ein erbarmungslos geführter Vernichtungskrieg hatten Opfer und Traumata in der gesamten Bevölkerung hinterlassen. Die Stimmung dieser Stunde Null wurde unmittelbar aus dem Zeitgeschehen heraus literarisch aufgegriffen. Schriftsteller wie Wolfgang Borchert, Heinrich Böll und Wolfgang Koeppen bestimmten die Trümmerliteratur und ihre Merkmale.

Tristesse und Konzentration auf das Wesentliche

Der Wunsch nach einer drastischen Distanz zur nationalsozialistischen Propagandaliteratur und alles was mit ihr sympathisierte, führte zu einem minimalistischen Sprachstil, der das Objekt als solches in den Fokus rückt. Eine unaufgeregte, teilweise sogar monotone Erzählweise dominiert die Werke dieser Zeit. Romantisierungen und sprachliche Blumigkeit wurden strikt abgewiesen. Stattdessen findet sich bei manchen Autoren der Versuch, Motive der Neuen Sachlichkeit aus den 1920ern aufzugreifen, die von den Nationalsozialisten indiziert wurden.

Der Erzähler als Beobachter

Trümmerliterarische Werke bemühen eine deskriptive – also beschreibende – Sicht auf gesellschaftliche Verhältnisse. Der Erzähler ist Beobachter, kein unmittelbar erziehender Moralprediger mit normativem Anspruch.

Unsicherheit und Alltag

Ein latentes Motiv der Nachkriegsliteratur ist die in der Bevölkerung gestreute Unsicherheit. Figuren wissen nicht, wohin mit sich. Zukunftsängste oder bloßer Fatalismus dominieren ihre Handlungen. Im Mittelpunkt stehen ihre Alltagsaktivitäten im Rahmen einer zerstörten, sich neu ordnenden Gesellschaft.

Bild: Bigstockphoto.com / pressmaster